Wie gross ist eigenlich die Wahrscheinlichkeit, heute noch erdnahe, unbekannte Himmelskörper zu entdecken?

Also ich meine wirklich erdnah!  Die Distanz Erde-Mond beträgt ~385'000 km, und so verstehe ich als erdnah meinetwegen so 500'000 km. Das ist in der Astronomie nicht viel, braucht doch das Licht für diese Strecke gerade einmal 1⅔ Sekunden und normalerweise geben Astronomen die Distanz in Lichtjahren an.

Also, gibt es in dieser Distanz ab und an überhaupt mal was Neues das da vorbeirauscht, oder ist mit all dem NASA- und Hubble-Zeug das man heute zur Verfügung hat, alles entdeckt? Alle Flugbahnen berechnet?

Da gibt es ja eben dieses Hubble-Teleskop und damit wurden ja Sachen entdeckt, es ist unglaublich. Unter anderem wurden vor relativ kurzer Zeit, beim "Durchforsten alter Archivdaten mit moderneren Mitteln" über 1'000 Spuren von bisher unbekannten Asteroiden entdeckt. Diese Entdeckung wurde durch eine Kombination aus menschlicher und künstlicher Intelligenz ermöglicht. Die Forscher konnten etwa ein Drittel dieser Spuren bekannten Objekten zuordnen. Dabei halfen auch sogenannte "Citizen Scientists", also freiwillige Laien, bei der Analyse der Daten. Die entdeckten Asteroiden befinden sich aber hauptsächlich im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter.
Ob davon je mal ein Brocken zu uns fliegt ist fraglich, aber immerhin 1'000 neue...

Daneben gibt es auch Amateure, mit eigenen Teleskopen und selbst denen gelingen manchmal Entdeckungen, von denen man denkt - das gibt's doch nicht!
Zum Beispiel hat der ungarische Astronom Krisztián Sárneczky gleich zwei Mal innerhalb eines Monats, einen Asteroiden entdeckt, der der Erde wirklich nahekam. Während der Asteroid 2022 EB5, den er am 11. März 2022 entdeckte, nur zwei Stunden später auf der Erde einschlug, kam der am 25. März 2022 entdeckte Asteroid 2022 FD1 unserem Planeten nicht ganz so nahe, aber immerhin am 26. März 2022 auch bis auf etwa 8'500 Kilometer Abstand an uns ran. Ist also an der Erde quasi haarscharf „vorbeigeschrammt“!

Hier ein Artikel von Tanja Banner
Jetzt soll das „Vera Rubin“-Teleskop die Astronomie revolutionieren! Nach langem Warten ist das mit Spannung erwartete „Vera Rubin“-Observatorium nun endlich in Betrieb. Die ersten beeindruckenden Aufnahmen des chilenischen Großteleskops wurden am Montag (23. Juni) der Öffentlichkeit präsentiert und offenbarten sofort das immense Potenzial dieses astronomischen Instruments.
Was das Teleskop von anderen unterscheidet, ist seine unglaubliche Effizienz bei der Himmelsbeobachtung. Mit seiner 3200-Megapixel-Kamera - der größten Digitalkamera der Welt - kann es den gesamten sichtbaren Nachthimmel in nur drei Nächten vollständig fotografieren. Die Datenmenge ist dabei gewaltig: Etwa 20 Terabyte an astronomischen Daten werden jede Nacht gesammelt.

Die ersten Ergebnisse sind beeindruckend: In nur etwa 10 Stunden Beobachtungszeit identifizierte das Teleskop 2104 bisher unbekannte Asteroiden, darunter sieben erdnahe Objekte, die allerdings keine Gefahr für unseren Planeten darstellen.

„Wir haben 200 Jahre gebraucht, um all die Asteroiden zu finden, die wir heute kennen. In den ersten drei bis sechs Monaten von ‚Rubin‘ werden wir diese Zahl verdoppeln“, erklärte Mario Jurić vom „Rubin“-Team bereits im vergangenen Herbst.
Die langfristigen Prognosen sind noch beeindruckender. Das Observatorium könnte in den kommenden Jahren die Zahl der bekannten Asteroiden auf fünf Millionen erhöhen. „Das ist fünfmal mehr als alle Astronomen auf der Erde in den vergangenen Jahren zusammen entdeckt haben“, betont Jurić bei der Pressekonferenz zum Start des „Rubin“-Teleskops. „Wir können die Anstrengungen von zwei Jahrhunderten in nur ein paar Jahren übertreffen“.


Dieses Bild kombiniert 678 Einzelbilder, die vom „Vera Rubin“-Observatorium in etwas mehr als sieben Stunden Beobachtungszeit aufgenommen wurden. Durch die Kombination vieler Bilder auf diese Weise werden ansonsten schwache oder unsichtbare Details deutlich sichtbar, wie z. B. die Gas- und Staubwolken, aus denen der Trifidnebel (oben) und der Lagunennebel bestehen, die mehrere tausend Lichtjahre von der Erde entfernt sind.

Das Vera Rubin-Teleskop nutzt einen völlig neuen Ansatz zur Himmelsbeobachtung. „Wir machen Filme des Nachthimmels, um zwei Dinge zu sehen: Objekte, die sich bewegen und Objekte, die ihre Helligkeit verändern“, erklärte Željko Ivezić bei der Pressekonferenz und fuhr fort: „Es gibt zwei Arten von Objekten, die sich bewegen: Sterne in unserer Galaxie bewegen sich langsam. Schnellere Objekte sind Asteroiden.“
Auch die Zahl der „potenziell gefährlichen Asteroiden“ dürfte steigen

Durch die Erstellung von „Videos“ der Asteroidenbewegungen können Wissenschaftler nicht nur neue Asteroiden entdecken, sondern auch deren Bahnen genauer bestimmen. Dies macht das Observatorium auch zu einem wertvollen Instrument für die planetare Verteidigung. Während die Zahl der bekannten Asteroiden dramatisch ansteigen wird, rechnet Jurić auch mit einer Verdoppelung der als „potenziell gefährlich“ eingestuften Objekte. Dies unterstreicht die Bedeutung des Teleskops nicht nur für die Grundlagenforschung, sondern auch für die Sicherheit unseres Planeten.

Kommentare