Wir sollten "dies und das", aber im Moment ist es etwas schwierig wegen dem Zucker
Wir sollten wegen verschiedener Reparaturen den Elektriker haben, unter Anderem, weil bei der Dusche der Durchlauferitzer nicht richtig funktioniert. Das ist ziemlich unangenehm, da es gerade jetzt manchmal früh am Morgen nicht mal mehr 10 Grad hat! Zum Glück haben wir einen zweiten Duschraum für Gäste und da funktioniert das Warmwasser noch.
Wir sollten auch diverse Gartenarbeiten erledigen lassen, u.A. einen Baum fällen der zu nahe am Haus steht und das Dach kaputt macht. Dafür würden wir aber mehrere Hilfsarbeiter benötigen.
Auch ein "Reinigungsteam" für das verstaubte Restaurant bräuchten wir wieder, es ist halt seit Ende November knochentrocken und staubig.
Ja wir sollten eben dies und das machen lassen, aber die Zuckerrohrernte läuft im Isaan auf Hochtouren und da ist die hinterst und letzte Arbeitskraft auf den Feldern. In den Dörfern sind tagsüber nur noch die Alten und Kranken. Alles was laufen und tragen kann ist bei der Ernte.
Um den gängigen Kritikpunkten gerecht
zu werden. Das Video ist aber bereits älter.
Heute wird relativ wenig verbrannt.
Thailand steht weltweit auf dem 4. Patz in der Zuckerproduktion. Es werden über 90 Mio. Tonnen Zucker produziert!
Früher wurde die europäische Zuckerproduktion aus Zuckerrüben, mittels hoher Zölle und Auflagen, vor dem weltweit angebauten Rohrzucker geschützt. Diese Zölle wurden aber stufenweise abgeschafft, so dass der Anbau für einige tropischen Länder wieder rentabler ist.
Am meisten Zucker produziert Brasilien (ü. 700 Mio. Tonnen), Indien (~450 Mio. T.) und China (100 Mio. T.).
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Manuelle Ernte... |
Bei 25 bis 35 Grad wächst schon nach kurzer Zeit überall das neue Zuckerrohr aus dem Boden. So eine Bepflanzung kostet pro Rai (1'600 m2) etwa 5'000 Bath (140 Euro) und hält für 3 bis 5 Jahre an. Einmal jährlich kann bodeneben geschnitten werden, das Rohr kommt dann wieder neu. Wie kräftig, kommt etwas auf die Nährstoffe im Boden an. Nach 3 Jahren werden die Pflanzen sichtbar "müde" und wachsen nur noch spärlich. Dann kommt die Frage ob der Bauer auch noch genügend Geld hat, für etwas Dünger und/oder neue Stecklinge.
An und für sich wird eine Zuckerrohrpflanze problemlos 20 jährig. Wir haben am Wegrand zur Farm solche uralten Pflanzen, die nie geschnitten werden.
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Wenn der trockene Boden es zulässt, fährt der Laster zum Zuckerrohr. |
Mit der Pflanzzeit kann man die Erntezeit etwas beeinflussen. So wird seit Dezember bis jetzt, auch wieder frisches Rohr angebaut und die neuen Felder etwas gedüngt. Das ergibt dann eben eine Erntezeit von Dezember bis Februar/März. Danach schliessen auch die Zuckerfabriken.
Wir haben selbst etwas Zucker angebaut (~20 Rai). Der Anbau und die erste Zeit ist relativ kostenintensiv.
Neben den Stecklingen, die heute praktisch nur noch maschinell gesetzt werden, braucht es ja auch etwas Dünger und bis das Rohr eine gewisse Höhe erreicht hat, auch "Feldpflege" (Unkraut entfernen) und manchmal auch Pestizide. Nicht immer, aber manchmal kommen halt Raupen die so ein junges Feld in ein paar Tagen fressen.
Zuckerrohr wächst dann etwa 4 bis 5m hoch und sieht den viel kleineren Maispflanzen nicht unähnlich. Die Stengel werden etwa 4 - 5cm dick und enthalten eben massig Zucker, bzw. Saccharose. (~20%)
Nach wie vor sieht man in dieser Zeit tagsüber vereinzelt schwarze Rauchsäulen und nachts manchmal kurz das Leuchten der Feuer. Trotz der Auflagen der Regierung, die das Abbrennen eigentlich untersagt, werden - zwar immer weniger - eben immer noch, Felder vor dem Ernten abgebrannt. Alle dürren Blätter und alles "Ungeziefer" (Spinnen, Skorpione, Ameisen, Schlangen...) sind danach "weg". Nur die saftigen Stengel stehen noch und sind viel einfacher zu ernten.
Die Zuckerfabrik zahlt für die "angebrannten" Stengel etwas weniger, aber die Arbeit ist halt schon viel angenehmer.
Allerdings sieht man immer öfter auch Erntemaschinen - die halt Miete kosten und dadurch den Ertrag erheblich mindern. Aber die vielen Leute die es sonst für die Ernte braucht, kosten ja auch. Bei Kleinbauern hilft üblicherweise die halbe Verwandtschaft kostenlos mit. Man hilft sich halt dann gegenseitig.
Die Erntemaschinen funktionieren so ähnlich wie Mähdrescher, vorne werden die Stengel abgeschnitten und mitsammt dem Laub eingezogen. Hinten wird das Laub wieder auf die Felder ausgeblasen, während seitlich der Lastwagen mitfährt auf den die Zuckerrohr-Schnipsel (~20cm lang) "ausgespuckt" werden. So braucht es praktisch keine Arbeiter mehr.
Traditionell ernten fast nur noch die kleineren Bauern. Da wird zuerst mit der Machete das Laub abgehackt und danach werden die Stengel bodeneben abgeschnitten, in kleinen Bündeln zusammengebunden und reihenweise auf dem Feld deponiert. Erst später werden die Bündel auf den Anhänger des Traktors oder auf Lastwagen verladen. Die "Schnitter" sind während der Arbeit von Kopf bis Fuss, von der Sturmhaube wo man nur noch die Augen sieht, über Handschuhe, bis zu den Gummistiefeln, vollständig verhüllt. Die kleinen "Teilchen" der dürren Blätter jucken auf der Haut ungemein und überall hat es irgendwelche Viecher...
Die kleinen Bündel täuschen auch, sind die doch etwa 40kg schwer!
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Die Fahrer helfen beim Beladen mit, trinken mit dem Bauern noch ein Gläschen auf die Ernte und fahren dann los. Oft schlafen die fast stehend ein... |
Die Lastenzüge müssen sich bei separaten Meldestellen bei der Fabrik anmelden und erhalten dann ein "Zeitfenster", während dem sie bei der Zuckerfabrik erscheinen sollten. Heute sind die Lastenzüge nicht mehr so überladen wie früher und so kommt es meist "nur noch wegen Übermüdung" auf der Fahrt dahin zu Unfällen. Früher hatten die Lastenzüge problemlos 100 T geladen und fuhren im 1. Oder 2. Gang zur Fabrik, die geringste Neigung des Fahrzeuges reichte aus und die ganze Fuhre kippte um...
Durch die beschriebene Organisation wird einerseits verhindert, dass es vor den Zuckerfabriken zu den früher üblichen, kilometerlangen Staus kommt und andererseits wird der Anteil an abgebranntem Rohr auf den von der Regierung maximal tolerierten Anteil von 20% beschränkt. Solange genügend "Unverbranntes" kommt, geht auch etwas "Verkohltes"...
Die Zuckerrohrfabriken können offenbar mit dem Ankaufspreis auch etwas die Menge die ankommt beeinflussen. Desshalb sieht man die beladenen Lastwagen auch in verschiedene Richtungen fahren. Es gibt eben viele Zuckerfabriken und die zahlen nicht alle gleichviel. Die einen benötigen im Moment grad weniger, zahlen schlechter, während andere Fabriken unbedingt noch Rohr brauchen, die zahlen dann eben ein - zwei Bath mehr.
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Frischer Zuckerrohr-Saft |
Der anfallende "Trester", die Bagasse, wird dabei traditionell als Brennstoff verwendet, heute aber auch immer mehr durch fossile Brennstoffe ersetzt und als Viehfutter verkauft.
Die "stinkige, braune Erde" die man als Farmer bei der Zuckerfabrik kaufen und auf die Felder ausbringen kann, ist eigentlich Kalk (Calzium), der der Melasse zur Ausfällung von Verunreinigungen beigemischt wird. Ja, selbst diese "Verschmutzung" wird verkauft. Abfall gibt es heute keinen mehr.
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"Abgestandener und destillierter Saft" Lao Khow |
Eine immer grössere Bedeutung erhält die Herstellung von fast 100%-igem Alkohol. Nicht zum Trinken, sondern als Treibstoff (Bioethanol). Brasilien produziert bereits 16 Mrd. Liter pro Jahr...
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Der etwas teurere... |
Weiter wird gehäckseltes Zuckerrohr direkt als energiereiches Futter für Rindviecher verkauft.
Die gehäckselte Bagasse wird auch in Brikett-Form gepresst und als Brennstoff für die privaten Küchen verkauft. Allerdings ist der Preis hier im Isaan höher als für Holzkohle...
Aus Zuckerrohr wird auch eine Art Wachs gewonnen, der vorwiegend in der chemischen Industrie weiterverarbeitet und als Blutfett senkendes Nahrungsergänzungsmittel verkauft wird (Policosanol).
Aus den Fasern, vorwiegend den Blättern, wird ein Faserstoff aus dem "Pappe" (Verpackungsmaterial) hergestellt und biologisch abbaubare Teller und Becher, ja sogar Spanplatten für Möbel fabriziert werden.
Sie sehen, weggeworfen wird nichts und der Aspekt der Umweltverschmutzung durch das Abbrennen der Felder ist nur noch eine Randerscheinung. Wohl eher von der europäischen Zuckerrübenindustrie immer wieder hochgespielt.
Mal ein paar Gegenfragen an die Verbreiter dieser bösen, bösen Umweltverschmutzungsgeschichten. Mit was werden denn die Felder der Zuckerrüben-Bauern in Europa gedüngt und wie wird denn in den Zuckerfabriken Europas geheizt? Und was passiert mit dem teilweise chemisch behandelten Trester aus den Zuckerrüben? Und was mit dem stinkigen Abwasser...?
Es ist wohl wieder einmal ähnlich wie mit dem Palmöl, einfach mal schlecht machen das Zeug und gezinkte Studien - à la Eisengehalt im Spinat - verbreiten. Und dann Baumwolle verbieten, weil nicht nachhaltig. Es lebe hoch der Plastic-Scheiss!
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