Ihre (Miet-)Wohnung möglichst gut gegen Kälte isolieren - Ein paar einfache Tipps eines Architekten für mehr Wärme.

Als erstes mal eine Klarstellung. Sie isolieren nie gegen Kälte, sondern gegen Wärme- bzw. Energieverlust. Wenn ihnen das erst einmal klar ist, verstehen sie auch, warum Wasserdampf - warme Luft hat immer mehr davon als kalte - immer die Eigenschaft hat, von der warmen zur kalten Seite zu "wandern" und zu kondensieren.
Und genau da liegt beim Isolieren eben ein Problem. Da wo Feuchtigkeit kondensiert wird über kurz oder lang giftiger Schimmel entstehen. Lungenprobleme sind die Folge.

Sie brauchen auf der warmen Seite also IMMER eine Dampf-Sperre oder -Bremse (Alufolie).

Wenn sie mit normalem Isolationsmaterial (Stein- oder Glaswolle) isolieren, gehört die Alufolie immer auf die warme Seite!!!
Die Dampfsperre darf kein noch so kleines "Loch" aufweisen und das gilt sowohl bei Booten, Campern und auch Wohnhäusern. Es gibt hierzu spezielle Alu-Klebebänder.

Sie brauchen auch nicht unbedingt Stein- oder Glaswolle zum Isolieren. Mehrlagige Wellpappe mit aufgeklebter Alufolie (Notfall-Decke) tut's im Notfall auch. Schaumstoffplatten (Sagex, Styropor etc.) sind ebenfalls seh gut geeignet.

Der wärmetechnisch gesehen immer schlechteste Teil eines Bauwerks, sind die Fenster und deren Fugen. Jedes noch so "Isolierverglasungs-Fenster" benannte Bauteil isoliert wesentlich schlechter als das Fassaden-Mauerwerk.

Wenn sie auf Tageslicht verzichten können, isolieren sie als erstes da. Auf der Aussenseite, zwischen dem Glas (= Dampfsperre) und dem Rolladen geht das fast am einfachsten. Dazu reichen mehrere Schichten aus "Wellpappe", zerknülltes Papier oder eben Schaumstoffplatten.

In diesem Bereich gibt es noch eine zweite Stelle, die besonders schlecht isoliert ist. - Den sog. Rollladenkasten über dem Fenster. Meist kann man von der Innenseite mit wenigen Schrauben einen Deckel entfernen und auch diesen Hohlraum mit Schaumstoffplatten "abdichten". 
Machen sie das - bei älteren Häusern auch zwischen "Fensterladen und Fenster" - bei allen Fenstern, werden sie einen spürbaren Unterschied bemerken.
Sie können sich ja auch mehrere Wellpappe-Stücke zurechtschneiden, die sie abends von der Innenseite (hintereinander) nach dem Schliessen der Läden, wie Bretter dahinstellen können und danach die Fenster schliessen. So können die Fenster bei Bedarf auch schnell wieder in umgekehrter Reihenfolge geöffnet werden...

Nun der 3. Punkt bei Fenstern liegt schon fast auf der Hand. Undichte Fenster-Fugen!
Kaufen sie sich einige Meter sog. "Moosgummi-Klebestreifen" oder andere Fenster-Dichtungsstreifen und dichten sie ihre Fenster und Fenstertüren ab. Ja halten sie mal ihre Hände oder eine Cigarette an deren Fugen und staunen sie wieviel "Frischluft" da reinkommt!
Normalerweise ist dieser Moosgummi (Schaumstoffstreifen) an der innersten Überlappung der Fenster zum Fensterrahmen am einfachsten aufzubringen!

Heizungs-Radiatoren unter den Fenstern befinden sich oft in einer "Mauernische", also in einem besonders "dünnen" Fassadenbereich. Isolieren sie da - an der Aussenwand, hinter dem Radiator - mit Wellpappe und innenliegender Alufolie! Ansonsten heizt ihr Radiator besonders die Fassade und den Aussenbereich!

Funktioniert ihre Heizung gar nicht mehr (Blackout), decken sie die kalten Radiatoren beispielsweise mit Wolldecken ab, einfrieren werden die deswegen kaum, aber der Kühleffekt der kalten Radiatoren wird dadurch etwas verhindert.

Weitere "undichte" Stellen einer Wohnung sind die Toiletten- oder Küchenabluft. Stopfen sie auch diese Löcher!
Solange sie aber z.B. Duschen, sollten sie unbedingt auch lüften können, da sich sonst sehr viel Wasserdampf in der Wohnung sammelt.

Es gibt auch viele ältere Wohnungen, bei denen in der Toilette und allenfalls auch in der Küche eine permanente Zwangsentlüftung installiert ist. Dichten sie die so ab, dass sie sie bei Bedarf (Toilettengang, Duschen, Kochen) wieder kurzzeitig öffnen können... aber schliessen sie diese Dauer-Entlüftung vor allem in der Nacht...

Ein weiterer Punkt für "Durchzug" liegt bei vielen Wohnungstüren. Wohnungstüren - auch wieder vor allem bei älteren Gebäuden - sind vor allem unten, absichtlich undicht. Der schlechte "Mief" im Treppenhaus wird so automatisch mit den Zwangsentlüftungen in den Wohnungen, "abgesaugt" und dadurch kommt die kühlere Luft aus dem Treppenhaus in ihre Wohnung.

Sollte sich in ihrer Wohnung ein Kamin (Cheminee oder Schwedenofen) befinden, überprüfen sie auch diesen Punkt. Oft geht da relativ viel Raumluft - trotz geschlossenen Kaminklappen - "verloren"! Wenn sie die Feuerstelle benutzen wollen, enfernen sie halt die "Verstopfungen" und überlegen vielleicht bei einem offenen Kamin, ein spezielles Fenster einzubauen...

Achten sie bei allem Isolieren aber auch darauf, dass genügend Luftaustausch (durch regelmässiges kurzes Lüften) vorhanden bleibt.

Sollten sie in einem Blackout kein Frischwasser mehr erhalten, vergessen sie nicht ihre Abläufe zu verschliessen. Allenfalls reicht ein Korkzapfen oder ein Gummistöpsel. Das Klo sollten sie vielleicht mit Folie und Klebeband abdichten. Denn mangels Wasser in den Syphons wird es bereits nach kurzer Zeit in der ganzen Wohnung unangenehm nach Kanalisation riechen!
Ein weiteres Problem, wenn keine Abwässer mehr fliessen, wird der "Futtermangel" der Ratten sein, die sich da tummeln. Ratten und anderes Ungeziefer wird durch die Abläufe in die Wohnungen drängen...

Bei extremer Kälte kann es - ohne Heizung - sinnvoll sein, in den Schlafzimmern sog. Iglu-Zelte aufzustellen, in denen sie und ihre Kinder schlafen. Allein durch die Körperwärme und das begrenzte Volumen, ist es darin sofort ein paar Grad wärmer.

Wollen sie in ihrer Wohnung, Spiritus-, Petrol- oder Gasöfen betreiben, denken sie unbedingt an den Brandschutz (Feuerlöscher, Löschdecken, Wassergefüllte Druckgefässe für den Garten) und vor allem auch an sog. CO²-Warngeräte!!!
Durch die "Feuerstellen" entsteht ebenfalls sehr viel Wasserdampf - lüften sie unbedingt häufiger!

Nun, viel mehr können sie als Mieter, mit "Hausmitteln" nicht tun.

Bei einem (mehrstöckigen) Einfamilienhaus überlegen sie vielleicht, wie sie möglichst einfach einen Abschluss mit Türe zwischen den Geschossen installieren können, denn der Luftzug "nach oben" ist enorm und irgendwoher strömt immer kalte Luft nach.
Ein Galeriegeschoss verbraucht besonders viel Energie. Überlegen sie, ob ein zusätzlicher "Zwischenboden" oder zumindest auf der Galerie, eine Trennwand zum Erdgeschoss sinnvoll wäre. Am einfachsten geht das provisorisch mit Planen/Blachen, Klebeband, ein paar Haken und Seilen. Dadurch könnten sie sehr viel Energie "zurückhalten".

Wird es während eines Blackouts trotzdem sehr kalt, "heizen" sie mit Notkochern o.ä. nur noch einen Raum, z.B. einen abgeschlossenen Wohn- und Küchenbereich, in dem sie sich tagsüber aufhalten.
Eine Wohnküche bekommt man noch bald einmal warm und da ist es auch besonders gemütlich. Wird es sogar zu warm, öffnen sie etwas die Türe zu den übrigen Räumen. Mag sein, dass es dann da nach "Essen" riecht, aber besser es riecht etwas, als es ist kalt.

In diesem Zusammenhang überlegen sie auch wo sie z.B. das nächste Mal ihren Gasgrill anwerfen. Mit etwas Lüften geht das auch im Keller und die Abwärme wärmt zumindest gleichzeitig die Betondecke (CO²-Warner!! und Feuerlöscher!).

In den anderen Sanitärräumen stellen sie Teelichter auf um das Einfrieren der Wasserleitungen zu verhindern oder entlereen - wenn eh kein Wasser mehr kommt - das Leitungssystem (auch das Heizsystem) komplett, um Frostschäden zu verhindern.
Dabei ist zu beachten, dass das Wasser im Heizsystem meist sehr schmutzig ist, hingegen das Wasser in den Frischwasserleitungen noch Trinkwasserqualität hat...

Schlafen sie möglichst in einem Schlafzimmer, in Zelten, oder sogar in einem Bett und allenfalls in zusätzlichen Schlafsäcken.

Nutzen sie jeden Sonnenstrahl! Will heissen, verschliessen sie die nordseitigen Fenster komplett (auch mit den Rollläden und Vorhängen) und die anderen je nach Sonnenstand. Halten sie die Schattenseiten jeweils verschlossen und und lassen nur auf der Sonnenseite Licht herein. Es ist klar, dass sie abends alle Rollläden und Vorhänge schliessen und wie oben beschrieben zwischen die Rolläden und Fenster z.B. Schaumstoff-Platten (Styropor, Sagex o.ä.) oder eben Wellpapp-Platten stellen.

All diese Tipps wenden sie selbstverständlich auf eigene Gefahr an, für allfällige Schäden übernehme ich keine Haftung!

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